Vorwort

Sobald man die Krankheit kennt, ist man der Heilung nahe.

Liebe Kunden, liebe Patienten/innen,

wir, das Team von PhysioVital, möchten Ihnen im Anschluss an ihre Therapie mit diesem Skript eine Hilfestellung im Alltag bieten.

Es soll ihnen kompaktes Wissen über Anatomie und Physiologie vermitteln und darüber hinaus Informationen über mögliche Krankheitsbilder liefern.

Wir haben für Sie einige Übungen zusammengestellt, die Sie auf Ihrem weiteren Genesungsweg unterstützen können und Ihnen helfen sollen, das Ergebnis der Therapie zu erhalten.

Dieses Skript soll als Ratgeber dienen und gewährleistet keine Schmerzfreiheit.

Des Weiteren ersetzt es keine ärztliche Diagnostik oder physiotherapeutische Behandlung.

Begleiten sie uns auf der Reise durch den menschlichen Körper und wir führen Sie mit unserem Wissen und angeleiteten Übungen gesund durch Ihr Leben.

Anatomie / Physiologie

Der Fuß, lateinisch auch pes genannt, wird aus zahlreichen Knochen, Bändern und Muskeln zusammengesetzt. Er gliedert sich in ein oberes und unteres Sprunggelenk, den Mittelfuß und die Zehen.
Das obere Sprunggelenk wird gebildet aus dem Schien,- und Wadenbein und dem Sprungbein, weiter auch Talus genannt. Es ist für die Streckung und das Heranziehen zuständig.

Das untere Sprunggelenk sitzt direkt darunter und wird gebildet aus dem Talus, dem Fersenbein (Calcaneus) und dem Kahnbein (Os naviculare). Dort findet eine Ein,- und Auswärtsdrehung statt, damit der Fuß in der Lage ist Unebenheiten im Boden auszugleichen.

Für die Gelenkstabilität sind neben der Muskulatur einige Bänder, wie zum Beispiel das große Innenband und die Außenbänder, erwähnenswert, da sie durch ihre Spannung die Gelenkpartner zusammenhalten.
Der stärkste Muskel am Fuß ist die Wadenmuskulatur, welche uns den Zehenstand ermöglicht. Sie setzt über die Achillessehne an der Ferse an.

Der Mittelfuß setzt sich aus 5 Knochen (Os metatarsale I-V) zusammen, welche eine Verbindung zu den Zehen herstellen.

Bei den Zehen unterscheidet man den Großzeh und den Kleinzeh von den übrigen, da sie eine entscheidende Rolle für die Belastung des Fußes während des Stands,- und Abrollphase spielen.

Weber-Frakturen

Es handelt sich hierbei um einen Bruch des Sprunggelenkes, welcher sich in drei unterschiedliche Stadien unterteilen lässt (A,B und C). Bei der Weber-A-Fraktur handelt es sich um einen Bruch des Wadenbeinknochens ohne Einrisse in Bandmaterial. Bei zusätzlicher Verletzung von Bändern oder dem Schienbeinknochen ist meist eine Operation notwendig, man spricht dann von einer Weber-B,- oder C-Fraktur.

Übung 1:

  • Patient im Stand mit Unterarmgehstütze (UAG)
  • der betroffene Fuß wird auf eine Personenwaage und die UAG rechts und links daneben gestellt
  • der Patient soll sein Gewicht auf den betroffenen Fuß verlagern, bis die Personenwaage 10 kg anzeigt
  • das restliche Gewicht wird durch das gesunde Bein und die UAG getragen
  • der Patient führt so einen Schritt aus, wobei er den betroffenen Fuß nur mit 10 kg belastet
  • dabei ist darauf zu achten, das über den gesamten Fuß abgerollt werden muss
  • nach Absprache mit dem behandelnden Arzt darf dieses Gewicht nach und nach gesteigert werden
  • die Übung kann 10-15 Mal durchgeführt werden

Übung 2:

  • Patient im Sitz
  • ein Handtuch wird um den Vorfuß gelegt, die beiden Enden behält der Patient in den Händen
  • das Bein wird leicht gestreckt und in der Luft gehalten, sodass der Fuß keinen Bodenkontakt mehr hat
  • dann wird durch Zug an dem Handtuch der Fuß in die vermehrte Beugung gezogen
  • anschließend wird der Zug auf das Handtuch wieder nachgelassen, sodass der Fuß wieder aktiv gestreckt werden kann

die Übung wird 15 Mal durchgeführt

Übung 3:

  • Patient in Rückenlage
  • beide Beine werden angestellt, die Arme liegen seitlich neben dem Körper
  • das Becken wird nach oben gehoben, bis es auf Höhe der Oberschenkel ist
  • danach wird es langsam wieder abgelegt
  • die Übung wird 15 Mal wiederholt
  • STEIGERUNG:
    • wenn das Becken am höchsten Punkt angekommen ist, werden kleine Schritte auf der Stelle durchgeführt
    • danach wird das Becken wieder abgelegt

Sprunggelenksarthrose

Bei der Sprunggelenksarthrose handelt es sich um eine übermäßige Abnutzung des Gelenkes und des Gelenkknorpels. Dadurch kommt es zu Bewegungseinschränkungen und Belastungsschmerz bis hin zu Schmerzen in Ruhe. Häufige Ursachen können Übergewicht und starke Fehlbelastung sein, sie kann auch als Spätfolge nach Bandverletzungen oder Knochenbrüchen auftreten.
Die Behandlung der Sprunggelenksarthrose dient der Symptomlinderung.

Übung 1:

  • Patient im Sitz
  • ein Handtuch wird um den Vorfuß gelegt, die beiden Enden behält der Patient in den Händen
  • das Bein wird leicht gestreckt und in der Luft gehalten, sodass der Fuß keinen Bodenkontakt mehr hat
  • dann wird durch Zug an dem Handtuch der Fuß in die vermehrte Beugung gezogen
  • anschließend wird der Zug auf das Handtuch wieder nachgelassen, sodass der Fuß wieder aktiv gestreckt werden kann
  • die Übung wird 15 Mal durchgeführt

Übung 2:

  • Patient in Rückenlage vor einer Wand
  • die Beine werden rechtwinklig an der Wand aufgestellt (der Winkel darf verändert werden)
  • zwischen der Wand und einem Fuß wird ein Luftballon gehalten
  • mit dem Fuß soll Druck gegen den Luftballon aufgebaut werden, dieser wird kurzgehalten und dann wieder gelöst
  • die Übung wird 15 Mal wiederholt

Übung 3:

  • Patient im Vierfüßler Stand
  • die Füße liegen ausgestreckt auf dem Boden
  • ein Bein wird nach hinten ausgestreckt, die Zehenspitzen werden aufgestellt
  • es soll ein Zug auf der Wadenmuskulatur entstehen
  • danach wird das Bein wieder in die Ausgangsstellung gebracht
  • die Übung wird mit beiden Beinen im Wechsel 10 Mal durchgeführt
  • STEIGERUNG: beide Beine werden gleichzeitig in den Knien gestreckt und kurzgehalten, danach wird der Vierfüßlerstand wieder eingenommen

Hammerzeh / Krallenzeh

Es handelt sich hierbei um eine Fehlstellung der Zehen, bei der es zu einer starken Krümmung der kleinen Gelenke kommen kann. Hiervon können einzelne oder mehrere Zehen betroffen sein, der Großzeh und der Kleinzeh jedoch eher selten.
Ursachen sind meist vorangegangene Fußdeformitäten wie Hallux valgus oder Spreizfuß. Betroffene haben Schmerzen bei Belastung und finden häufig kein passendes Schuhwerk.

Übung 1:

  • Patient im Sitz
  • der zu behandelnde Fuß wird unter den Stuhl geschoben
  • dadurch werden die Zehen aufgestellt und etwas überstreckt
  • dies wird einige Sekunden gehalten
  • danach wird der Fuß kurz abgehoben und die Zehen werden gestreckt mit dem Fußrücken auf dem Boden abgelegt
  • auch diese Position wird einige Sekunden gehalten
  • dieser Übungsablauf wird 10 Mal durchgeführt

Übung 2:

  • Patient im Sitz
  • unter den Vorfuß wird ein Igelball gelegt
  • mit leichtem Druck gegen den Ball wird dieser vor und zurück gerollt
  • dies wird so lang ausgeführt, bis der Fuß sich entspannt anfühlt

Supinationstrauma

Bei einem Supinationstrauma handelt es sich um ein Umknicken des Fußes nach außen. Dabei kommt es zu Verletzungen der Außenbänder, diese können überdehnt oder sogar gerissen sein. Es kommt zu Gelenkschwellungen und ein schmerzfreies Auftreten ist nicht möglich.

Übung 1:

  • Patient im Stand auf der untersten Treppenstufe
  • die Fersen ragen über die Stufe hinaus, sodass nur der Vorfuß auf der Stufe steht
  • der Patient drückt sich in den Zehenstand und lässt sich dann nach unten wieder absenken bis ein Zug auf der Achillessehne entsteht die Übung wird mit beiden Füßen gleichzeitig durchgeführt
  • die Übung wird in 3 Serien á 10 Wiederholungen durchgeführt

Übung 2:

  • Patient im Sitz neben einem Tisch, der zu trainierende Fuß zeigt mit der Außenseite zum Tisch
  • ein Theraband wird am Tischbein befestigt und um den Vorfuß gewickelt
  • das Theraband muss vor Beginn der Bewegung schon leicht auf Zug gespannt sein
  • nun werden kleine Kreise gegen das Band mit dem Fuß nach innen durchgeführt
  • es werden 15-20 Wiederholungen durchgeführt
  • danach dreht der Patient sich um, sodass jetzt die Innenseite des Fußes Richtung Tisch zeigt
  • die Übung wird wiederholt durchgeführt, nur dass der Fuß jetzt nach außen gedreht wird

Übung 3:

  • Patient im Sitz
  • ein kleiner Ball wird auf den Vorfuß gelegt
  • der Fuß wird vom Boden abgehoben, sodass der Ball auf dem Vorfuß balanciert werden muss
  • ACHTUNG: die Kleinzehkante soll dabei vermehrt nach oben bewegt werden
  • dies sollen mehrere Sekunden gehalten werden
  • danach wird der Fuß wieder abgesetzt
  • STEIGERUNG: das Bein wird während des Balancierens weiter angehoben und wieder gesenkt, dies ist im Sitzen wie im Stehen möglich

Übung 4:

  • Patient im Stand
  • der Einbeinstand auf dem betroffenen Fuß wird eingenommen, das gesunde Bein wird in der Hüfte und im Knie 90 Grad gebeugt
  • Das Standbein bleibt im Kniegelenk leicht gebeugt und wird nicht überstreckt
  • das gebeugte Bein wird nach unten gestreckt und gebeugt, berührt dabei aber nicht den Boden
  • STEIGERUNG: der Untergrund während der Übung kann variiert werden, zum Beispiel eignet sich ein dicker Teppich oder ein Handtuch
  • der Einbeinstand kann im Alltag in verschiedene Situationen eingebaut werden, wie die Zähne putzen oder abends beim Fernsehen gucken

Achillessehnenriss

Es handelt sich um einen traumatischen Riss der Achillessehne oberhalb der Ferse, hierbei kommt es zu starken Schmerzen und der Fuß kann nicht mehr bewegt werden. Meist ist eine Operation erforderlich.

Übung 1:

  • Patient im Sitz
  • ein Handtuch wird um den Vorfuß gelegt, die beiden Enden behält der Patient in den Händen
  • das Bein wird leicht gestreckt und in der Luft gehalten, sodass der Fuß keinen Bodenkontakt mehr hat
  • dann wird durch Zug an dem Handtuch der Fuß in die vermehrte Beugung gezogen
  • anschließend wird der Zug auf das Handtuch wieder nachgelassen, sodass der Fuß wieder aktiv gestreckt werden kann
  • die Übung wird 15 Mal durchgeführt

Übung 2:

  • Patient im Stand auf der untersten Treppenstufe
  • die Fersen ragen über die Stufe hinaus, sodass nur der Vorfuß auf der Stufe steht
  • der Patient drückt sich in den Zehenstand und lässt sich dann nach unten wieder absenken bis ein Zug auf der Achillessehne entsteht
  • die Übung wird mit beiden Füßen gleichzeitig durchgeführt
  • die Übung wird in 3 Serien á 10 Wiederholungen durchgeführt

Übung 3:

  • Patient im Stand neben einer Linie auf dem Boden
  • nun werden kleine Sprünge zur Seite über die Linie durchgeführt, dabei springt man von einem Bein auf das andere
  • dies wird 10 Mal pro Bein durchgeführt
  • danach werden die Sprünge nach vorne und nach hinten über die Linie durchgeführt
  • auch dies geschieht 10 Mal pro Bein
  • STEIGERUNG: die Sprünge werden mit beiden Beinen parallel zueinander ausgeführt

Hallux Valgus

Beim Hallux valgus handelt es sich um eine schmerzhafte Fehlstellung des großen Zehes. Er ist nach innen gebogen und drückt sich gegen den zweiten Zeh. Ursache dafür können genetische Vererbung oder zu kleines oder enges Schuhwerk sein.

Übungen: Alle Übungen werden 10 Mal wiederholt und 3 Mal täglich durchgeführt. Beachten Sie alle Übungen auch mit beiden Füßen abwechselnd durchzuführen.

Übung 1:

  • Patient im Sitz
  • kleiner Ball unter dem Großzeh positionieren, die Ferse bleibt dabei auf dem Boden
  • den Ball mit Hilfe der Großzehe in den Boden drücken
  • diesen Druck 4 Sekunden halten und dann langsam wieder lösen
  • ACHTUNG: der Druck soll nur aus dem großen Zeh kommen

Übung 2:

  • Patient im Sitz
  • Fuß wird neben dem Tischbein platziert
  • mit der Innenseite der Großzehe Druck gegen das Tischbein ausüben
  • dieser Druck wird 4 Sekunden gehalten und dann langsam gelöst
  • ACHTUNG: der Druck soll vermehrt aus dem großen Zeh kommen

Übung 3:

  • Patient im Sitz
  • unter den Vorfuß wird ein Handtuch oder Taschentuch gelegt
  • der Patient versucht das Tuch mit den Zehen unter den Fuß zu ziehen
  • zusätzlich kann versucht werden das Tuch anzuheben

Durchblutungsstörung

Wenn die Durchblutung im Fuß vermindert ist, kommt es zu heftigen Schmerzen bereits nach kurzer Gehstrecke, auch die Wade kann davon häufig betroffen sein. Bekannte Ursachen sind schlechte Ernährung, Rauchen und das Vorhandensein von Krampfadern.

Übung 1:

  • Patient in Rückenlage
  • die Beine werden auf einer Decke erhöht gelagert
  • wenn möglich wird ein Bein in die Luft gehoben und dort gehalten
  • mit dem Fuß werden eine Beugung und Streckung abwechselnd durchgeführt
  • die Wiederholungen werden gezählt bis einen Schmerz eintritt
  • dies zählt dann als Wiederholungsanzahl
  • ACHTUNG: nicht in den Schmerz hineinarbeiten
  • dann wird das Bein wieder abgelegt und dasselbe mit der anderen Seite durchgeführt

Übung 2:

  • Patient im Stand
  • es wird versucht, sich auf die Zehenspitzen zu stellen
  • danach wird der Fuß wieder auf den Boden gestellt
  • sollte dies nicht möglich sein, kann die Übung auch im Sitzen durchgeführt werden

Fußdeformitäten

Die häufigsten Fußdeformitäten sind der Knick,- der Senk,- und der Spreizfuß, wobei es auch zahlreiche Abwandlungen und Kombinationen gibt. Bei allen Deformitäten kommt es zu einer Abweichung des physiologischen Aufbaues des Fußgewölbes.
Das Fußgewölbe spannt sich zwischen dem Großzeh, dem Kleinzeh und der Ferse auf und verhindert ein Absinken des Mittelfußes auf den Boden. Damit dient es als Stoßdämpfer für die darüber liegenden Gelenke.

Übung 1:

  • Patient im Sitz
  • unter den Vorfuß wird ein Handtuch oder Taschentuch gelegt
  • der Patient versucht das Tuch mit den Zehen unter den Fuß zu ziehen
  • zusätzlich kann versucht werden das Tuch anzuheben

Übung 2:

  • Patient im Sitz
  • kleiner Ball unter dem Vorfuß positionieren, die Ferse bleibt dabei auf dem Boden
  • den Ball mit Hilfe dem Vorfuß in den Boden drücken
  • diesen Druck 4 Sekunden halten und dann langsam wieder lösen
  • ACHTUNG: der Druck soll nur aus dem Vorfuß kommen